Sony WH-1000XM6 im Test: Sind das die besten Over-Ear-Kopfhörer?


Mit der Rückkehr des faltbaren Designs konnte sich Sony bei den WH-1000XM6 viele Vorschusslorbeeren einheimsen! Aber reicht das Zurückbringen eines zwei Jahre alten Features, um den höheren Preis der Kopfhörer zu rechtfertigen? Für nextpit habe ich die neuen Flaggschiff-Kopfhörer knapp drei Wochen lang auf dem Kopf gehabt und kläre im Test alle Fragen, die Ihr vor dem Kauf wissen solltet.
Pro
- Hervorragendes ANC mit 20-stufigem Transparenzmodus
- Erstklassige Klangqualität mit LDAC und hohem Frequenzbereich
- Viele smarte Steuermöglichkeiten
- Kompakteres Format dank Foldable-Comeback
Contra
- Tragekomfort nicht optimal (vor allem im Sommer 🥵)
- Verarbeitung und Materialwahl zu billig für 450 €
- Preiserhöhung nicht ganz gerechtfertigt

Preis & Verfügbarkeit
Die WH-1000XM6 von Sony sind bereits im Handel erhältlich. Preislich müsst Ihr dabei 449 € einplanen und Euch zwischen drei Farbvarianten entscheiden. Diese sind Schwarz, Silber und Dunkelblau – leider gibt's die lilafarbene Variante nicht mehr.
Design: Foldable-Comeback und Fingerabdrücke
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Ich hab's im Teaser bereits verraten: Die WH-1000XM6 sind wieder faltbar und so reduziert sich die Größe der mitgelieferten Tasche. Noch bei den WH-1000XM4 bot Sony faltbare Ohrmuscheln und so ist die Funktion keineswegs neu. Positiv finde ich allerdings, dass Sony auf das Feedback der Kund:innen reagiert. Und die Scharniere werden mit Metall verstärkt, um eine gute Haltbarkeit zu gewährleisten.
Trotz der verstärkten Scharniere fühlt sich das Zusammenfalten der Over-Ear-Kopfhörer ein wenig fragil an. Auch nach einigen Wochen war ich hier vorsichtig und kann mir noch immer vorstellen, dass Sony hiermit auch einige Garantiefälle in die Kopfhörer integriert. Die sonstige Verarbeitungsqualität ist ebenfalls nicht ganz das, was man von Kopfhörern über 400 € erwartet. Denn Kunststoff bestimmt das Gehäuse der WH-1000XM6. Kunststoff, der in der schwarzen Farbvariante jede Menge Fingerabdrücke sammelt und immer ein wenig dreckig aussieht.
Aber: Wir sollen die WH-1000XM6 ja nicht anschauen, sondern aufsetzen. Und auch hier gibt es bei der Konkurrenz ein wenig mehr. Denn die Ohrmuscheln der Sony-Kopfhörer sind vergleichsweise klein und führen dazu, dass sie immer ein wenig auf meine Ohren drücken. Da ich für gewöhnlich Ohrringe trage, wird der Tragekomfort zusätzlich beeinträchtigt. Obwohl sich so ein guter Halt ergibt, gibt es komfortablere Kopfhörer auf dem Markt. Etwa die AirPods Max (zum Test) oder die Dyson OnTrac.
Zwei Dinge fallen im Vergleich zu anderen Modellen noch auf: Zum Einen sind die WH-1000XM6 mit einem Gewicht von nur 252g sehr leicht. Andererseits befestigt Sony die mit Kunstleder bezogenen Ohrpolster über Klick-Mechanismen im Gehäuse. Damit fällt zwar die Notwendigkeit von Werkzeug wie beim Vorgängermodell weg. Hier sehe ich aber wieder ein gewisses "Kaputtgeh-Potenzial". Der Blick in die Kopfhörer sieht meiner Meinung nach zudem weniger ansprechend aus. Wir sehen Schaumstoff und freiliegende Mikrofone inklusive Kabeln, das sieht wieder ein wenig billig aus.
Deutlich positiver fällt da die mitgelieferte Tragetasche auf. Sie schließt nun magnetisch und nicht mehr über einen Reißverschluss. Während man so etwa die Trageschlaufe verstecken kann und der Verschluss komfortabel ist, gefiel mir das Einlegen der Kopfhörer in die Tasche weniger. Auch nach Wochen habe ich es nie intuitiv hinbekommen, die Kopfhörer richtig einzulegen. Ich brauchte immer mehrere Versuche, um die richtige Position in der Tasche zu finden.
Insgesamt sind die WH-1000XM6 zwar noch immer stylische und keineswegs unbequeme Kopfhörer. Bei einer UVP von knapp 450 € gibt es aber zu viele Unstimmigkeiten und hinsichtlich der Haltbarkeit auch einige fragwürdige Designentscheidungen. Schade! Eine IP-Zertifizierung fehlt zu guter Letzt ebenfalls. Im starken Regen würde ich die Kopfhörer mit all ihren Mikrofongittern eher ungern aufsetzen.
Ebenfalls spannend: Da ich die Kopfhörer auch an sehr heißen Tagen testen konnte, fiel mir auf, dass sie die Armen recht stark aufheizen. Wer warme Löffel also unangenehm findet, muss die WH-1000XM6 häufiger mal absetzen.
WH-1000XM6 mit Apple-Feature zur Steuerung
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Komfortfunktionen |
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Eine Entscheidung, die Sony bitte nie wieder zurücknehmen soll: Endlich unterscheiden sich der Anschalter und der ANC-Knopf am linken Ohrhörer auch haptisch. Bedeutet, wir können blind erfühlen, welchen Knopf wir betätigen, da der Anschalter nun Rund ist. Neben den zwei "echten" Tasten an der linken Seite finden wir das Sony-typische Touch-Bedienfeld am rechten Ohrhörer vor. Dieses ist zwar nicht unpraktisch und steuert etwa die Lautstärke und die Musik über Wischgesten. Zu 100% sicher fühlt man sich mit der Bedienung aber auch nach mehreren Tagen nicht.
Neben den Steuermöglichkeiten an den Kopfhörern selbst bieten die WH-1000XM6 auch noch "unsichtbare" Steuermöglichkeiten. Denn zusammen mit der neu entwickelten Companion-App können die Kopfhörer Funktionen wie den Transparenzmodus oder das ANC automatisch steuern. Einerseits können die Kopfhörer darauf reagieren, wenn Ihr redet oder angesprochen werdet. Da selbst Räuspern oder Husten als Reden erkannt wird, habe ich "Speak-to-Chat" nach zwei Tagen deaktiviert.
Praktischer ist da schon die Bewegungserkennung, die etwa den Transparenzmodus aktiviert, wenn man mit aufgesetzten Kopfhörern aufsteht. Setzt man sich dann wieder hin, wird das ANC automatisch wieder eingeschaltet. Die Funktion kann durchaus praktisch sein und funktioniert inzwischen zuverlässiger als noch bei den WF-1000XM4 (zum Test) – da mich das Herumgeschalte nervte, habe ich die Funktion aber ebenfalls nach vier Tagen abgestellt.
Angeblieben ist bei mir allerdings ein neues Feature, das wir schon von den AirPods mit ANC kennen: Bekommt Ihr mit aufgesetzten WH-1000XM6 einen Anruf, könnt Ihr den Kopf schütteln oder nicken, um diesen anzunehmen oder abzulehnen. Ebenfalls überzeugte mich im Test die überarbeitete Sony-App, die nun hübscher und ein wenig verständlicher designt ist.
Was ich mich beim Test von teuren Over-Ear-Kopfhörern aber immer wieder frage: Warum bieten günstige Modelle wie die EarFun Tune Pro (zum Test) so viel mehr Individualisierungsmöglichkeiten? Hier kann ich etwa die Lautstärke der Sprachausgabe steuern, die Bedienung der Kopfhörer anpassen oder die Dauer der Auto-Ausschaltung konfigurieren. Sowas wünschen sich sicher auch Kund:innen, die über 400 € für ihre Kopfhörer ausgeben. Hier könnte sich Sony noch etwas abschauen.
Aber ich will auf einer positiven Note enden: Die WH-1000XM6 bieten eine Trageerkennung. Dass diese auch dann zuverlässig bleibt, wenn wir die Kopfhörer im "DJ-Modus" um den Hals gehängt haben, ist klasse!
Klang & ANC: Ja, die WH-1000XM6 sind der neue Standard
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Viele Tester im Netz kritisieren die WH-1000XM6 für ähnliche Mängel, wie ich sie bislang auch in diesem Test angeführt habe. Dennoch werden die Kopfhörer aktuell häufig als neue Marktführer genannt. Und das liegt am Klang und an der aktiven Geräuschunterdrückung, die neue Maßstäbe setzen sollen. Um es spannender zu machen, verrate ich Euch mal noch nicht, ob ich den Lobgesängen zustimme. Apropos:
Klangqualität der WH-1000XM6
Gesänge und alles, was dazu gehört, bringen die WH-1000XM6 technisch durchaus solide herüber. Denn Sonys hat die Treiber der Kopfhörer überarbeitet. So kommen nun neu entwickelte 30 mm große Treiber mit Kalotten aus Kohlefaserverbundwerkstoff, besonders weichen Sicken und Neodym-Magneten zum Einsatz. Der Frequenzgang ist kabelgebunden mit 4 Hz bis 40 kHz prinzipiell sehr beeindruckend, im Bluetooth-Betrieb ändert sich dieser jedoch auf 20 Hz bis 20 khz. Dank LDAC schaffen die WH-1000XM6 jedoch Sampling-Raten von 990 Kbit/s bei 96 kHz. Da immer mehr Android-Hersteller, darunter Samsung, Xiaomi Google und natürlich Sony selbst, LDAC unterstützen, würde ich das fehlende AptX nicht mehr als Nachteil anführen.
Von Vorteil ist zudem, dass sich der Klang der WH-1000XM6 nun noch besser individualisieren lässt. Denn Sony erweitert den früheren 5-Band-Equalizer der Sound-Connect-App auf einen 10-Band-Equalizer. Meinem Eindruck nach bleiben die WH-1000XM6 im Bassbereich aber ein wenig zu wummerig, auch wenn wir die Equalizer verändern. Dabei dröhnen tiefe Bässe recht stark, was auf Dauer unangenehm wird. Die Höhen und Mitten sind hingegen schön klar und bleiben das auch in höheren Lautstärken sowie bei starker Betonung über die Equalizer.
Damit sind die WH-1000XM6 schon rein technisch wohlklingende und flexible Kopfhörer, die mir in allen Genres gefielen. Allerdings sollte man sich die Zeit nehmen, den Klang an seine Bedürfnisse anzupassen bzw. nicht auf den Ersteindruck im Technikmarkt vertrauen. Denn die Standard-Klangeinstellung ist recht flach und überzeugte mich beim Sony-Pressetermin zunächst nicht.
Zusätzlich zu den technischen Eigenschaften kommen bei Sonys neuesten Kopfhörern noch die gewohnten Funktionen zur Klangoptimierung, die wir schon von vorigen Modellen kennen. Darunter DSEE Extreme, das jetzt mit einer KI den Frequenzgang von qualitativ weniger hohen Musikstücken erweitern kann. Einen wirklichen Unterschied konnte ich dabei nicht hören.
Deutlich effizienter und hörbarer sind Sonys neuen Sound-Umgebungen. Über diese klingen die Kopfhörer so, als würde man gerade Hintergrundmusik in einem Café oder im Zimmer hören. Finde ich ganz nett und nach einiger Zeit vergisst man stärker, dass man Kopfhörer trägt. Echten Surroundklang erhält man allerdings nur in Verbindung mit Bravia-Fernsehern und entsprechenden Transpondern.
ANC setzt neue Maßstäbe
Fangen wir auch beim ANC wieder mit der Technik an. Die WH-1000XM6 verfügen nun über 12 statt 8 Mikrofone und nutzen gleich zwei Prozessoren, um Umgebungsgeräusche zu unterdrücken. Dabei bestätigte sich mein Ersteindruck im Testzeitraum immer wieder, dass die Kopfhörer besonders flexibel und schnell auf Geräusche reagieren. Dass Knallgeräusche oder Hupen im Straßenverkehr vom ANC "verpasst" wird, kommt so weniger stark vor als bei der Konkurrenz und bei Vorgängern.
Die Leistung der Geräuschunterdrückung ist dabei ebenfalls beeindruckend. So würde ich es nicht empfehlen, mit dem ANC der WH-1000XM6 im Straßenverkehr teilzunehmen oder sie dann zu nutzen, wenn man Gäste erwartet. Türklingeln überhört man mit aktiver Musikwiedergabe leicht und heranrauschenden Verkehr unterdrücken die Kopfhörer sogar ohne Musik effizient genug, dass es gefährlich wird. Im Testzeitraum konnte ich so immer für ruhige Umgebungen sorgen, was zum Arbeiten oder generell in Großstädten äußerst angenehm ist.
Praktisch ist zudem, dass Sony den Transparenzmodus verbessert hat. Er klingt nun räumlicher und realistischer und verstärkt die Umgebung so stark, dass man sogar Kleiderrascheln oder Schmatzen vernehmen kann. Die Sony-App erlaubt es uns zudem, die Stärke des Transparenzmodus in 20 Stufen mit dem ANC zu mischen. So findet man meist eine gute Mischung aus Hören und Nicht-Hören.
Apropos Hören und Nicht-Hören: Die Speak-to-Chat-Funktion bietet Sony noch immer, nach wenigen Tagen habe ich sie aber ausgeschaltet, da sie den Transparenzmodus auch bei Räuspern oder Summen aktivierte. Ehrlich gesagt finde ich es aber auch merkwürdig bis unhöflich, die Kopfhörer bei Gesprächen nicht abzusetzen. Außer natürlich beim ...
Bessere Telefonie dank Beamforming
... telefonieren! Denn Sony setzt Beamforming-Mikrofone an den Vorderseiten der Kopfhörer ein, um Gespräche direkter aufnehmen zu können. Zusammen mit einer zweiten guten Geräuschunterdrückung für Umgebungsgeräusche beim Telefonieren ergibt sich eine sehr gute Anrufqualität. Dabei habe ich sowohl in ruhigen Umgebungen, im Straßenverkehr und in der Nähe eines laufenden Rasenmähers telefoniert. Jeweils konnte meine Gegenseite nicht ausmachen, was gerade im Hintergrund passiert.
Das Einzige, was mich am Telefonieren mit den WH-1000XM6 stört, ist, dass sie dabei nicht automatisch in den Transparenzmodus schalten. Natürlich ist der Transparenzmodus, der ein natürlicheres Sprechen ermöglicht, nur einen Knopfdruck entfernt. Aktiviert man allerdings die Bewegungserkennung, wird er immer wieder ausgeschaltet – daher wünsche ich mir hier eine native Funktion für Telefonate.
Akku & Aufladen: Nix Besonderes, nix Schlimmes
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Ladegeschwindigkeit |
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Sonys neue Flaggschiff-Kopfhörer bieten keine Verbesserung der Akkulaufzeit. Da die Laufzeit mit 30 h bei aktivem ANC und 40 h ohne ANC aber sehr alltagstauglich ist, stört das nicht allzu sehr. Bei meinem Nutzungsverhalten hielten die Kopfhörer damit ungefähr zwei Wochen lang durch. Zugegeben nutze ich aber auch trotz aller Vorteile moderner Over-Ear-Kopfhörer unterwegs lieber kompakte In-Ear-Modell. Dementsprechend habe ich die WH-1000XM6 zumeist zu Hause genutzt.
Mit einer Steckdose in der Nähe bieten die neuen Sony-Flaggschiffe ohnehin einen Vorteil: Sie lassen sich nun auch während des Ladens mit eingestecktem USB-C-Ladekabel verwenden. Dabei werden die Kopfhörer auch aufgeladen, eine volle Aufladung nimmt 3,5 h in Anspruch. Wer die Kopfhörer nicht voll aufladen möchte, der kann auch eine Schnellladefunktion nutzen. Dabei erreichen die Kopfhörer 3 Stunden Laufzeit bei nur dreiminütiger Aufladung.
Und? Lohnt sich der Kauf der WH-1000XM6 nun?
Also: Bestätige ich die Bestnoten und Lobgesänge der anderen Tester im Netz?
Ja, wenn man die technisch ausgereiftesten Over-Ear-ANC-Bluetooth-Kopfhörer auf dem Markt sucht. Denn die WH-1000XM6 liefern erstklassiges ANC, das einem im Alltag immer wieder die Sprache verschlägt. Beispielsweise dann, wenn man einen rauschenden Wasserhahn beim Umschalten von Transparenzmodus auf ANC plötzlich nicht mehr hört. Oder wenn man in lauten Umgebungen plötzlich Ruhe findet, um entspannt arbeiten oder an seiner Entspannung arbeiten zu können.
Klangtechnisch überzeugen die WH-1000XM6 ebenfalls. Das liegt vor allem an den neuen Treibern, die Musik schön auflösen und einen besonders hohen Frequenzbereich abdecken. Der neue 10-Band-Equalizer macht im Alltag mit seiner besseren Individualisierbarkeit aber den größten Unterschied. Zusammen mit den Klangumgebungen, die andere Räume erstaunlich realistisch simulieren können.
Generell bieten die WH-1000XM6 viele Funktionen, die keineswegs nur Spielereien sind. Bis auf Speak-to-Chat kann ich mir für alle Features sinnvolle Einsatzmöglichkeiten im Alltag vorstellen. Auch wenn ich sie persönlich alle nach ein paar Wochen deaktiviert habe.
Wo mich die WH-1000XM6 enttäuscht haben – und das ist das "Nein" in meinem Fazit – ist ihre Verarbeitungsqualität und der nicht ganz optimale Tragekomfort. Kaufe ich Kopfhörer für 450 Euro, wünsche ich mir persönlich mehr Metallelemente oder einen rudimentären Wasserschutz. Ich sollte nicht vorsichtig mit dem neuen Scharnier umgehen wollen und nicht jedes Mal nachdenken, wenn ich die Kopfhörer in die Tragetasche lege.
Und auch sollten meine Ohren nach nur einer Stunde Tragen, nicht wehtun und so warm werden, dass ich die Kopfhörer regelmäßig von den Ohren nehme. Die WH-1000XM6 sind also technisch sehr gute Kopfhörer, die man aber vorm Kauf einmal tragen und in die Hand nehmen sollte.